Freitag, 10. Februar 2012

Historischer Brandeinsatz 1966 in Maria-Langegg

von Sachbearbeiter für FWG

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Zuletzt am Donnerstag, 10. Oktober 2013 geändert.

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Historischer Bericht vom Kirchturmbrand am 05. April 1966 in Ma. Langegg
Es standen mehrere Feuerwehren aus der Umgebung im Einsatz. Ausser der örtlichen FF Geyersberg waren einige Nachbarfeuerwehren und die Feuerwehren Krems, Mautern und die FF St. Pölten mit der neuen Drehleiter erschienen. Nach der Brandlöschung führten die Feuerwehren auch Abtragungsarbeiten im Turm durch. Der Prior des Servietenklosters richtete Dankschreiben an die Feuerwehren, welche bei der Brandbekämpfung mitgewirkt hatten.

Brand im Kirchturm

Auszug aus dem Protokoll der zuständigen FF Geyersberg

Am 04.04.1966 wurde die Trafostation in Geyersberg durch Blitzschlag zerstört (Ausrückung der FF um 21:30 Uhr)
Um 04:00 Uhr früh am nächsten Tag wurde wieder Alarm geschlagen! Der Kirchturm der Wallfahrtskirche in Ma. Langegg steht unter Flammen! 12 Männer rückten mit der TS aus, 200 m B- und 120 m C-Schläuche wurden verlegt. Die 12 Männer standen mit der Brandwache insgesamt 324 Stunden im Einsatz! Großartig unterstützt wurden unsere Männer von der FF-St. Pölten mit ihrer neu angeschafften Drehleiter. Am 09.Oktober konnte die Feuerwehr bereits wieder zur Glockenweihe nach Ma. Langegg ausrücken und die Glocken aufziehen.

Schlauchleitungen im Kircheninneren

Bericht vom Kurier vom 6. April 1966
Glockenturm in Flammen. Feuer in der bekannten Wallfahrtskirche Maria-Langegg / Blitz hatte eingeschlagen
Von Kurier-Reporter Klaus Engelhardt Krems. (Eigenbericht)


Im Servitenkloster Maria-Langegg atmet man auf: Das Feuer im Glockenturm der bekannten Wallfahrtskirche hat zwar einen Sachschaden angerichtet, der eine Million übersteigt, aber die Kunstgegenstände und Gemälde in der Kirche selbst, die von unschätzbaren Wert sind, wurden von den Flammen verschont. Wie in der gestrigen Mittagsausgabe berichtet, wurde der Brand um 3.15 Uhr entdeckt. Erst um 7.00 Uhr früh, also fast 4 Stunden später, konnte das Feuer, das vermutlich durch Blitzschlag entstand, gelöscht werden. Seltsamerweise war der Kirchturm nicht durch einen Blitzableiter gesichert.
Die kleine Ortschaft Maria-Langegg liegt auf einer Anhöhe von etwa 300 Meter über der Donau im Dunkelsteinerwald. Das Servitenkloster mit seiner barocken Kirche ist ein beliebtes Ziel zahlreicher Wallfahrten.


Löschwasserversorgung vom Teich

Über dem Dunkelsteinerwald tobte Montag abend ein heftiges Gewitter. Durch Blitzschlag fingen plötzlich zwei Transformatoren Feuer, die die gesamte Gegend mit Strom versorgen. Schlagartig lag die kleine Ortschaft Maria-Langegg im Dunkeln. Der Feuerwehr von Geyersberg gelang es, innerhalb von kurzer Zeit den Brand zu löschen.
Wenig später begab sich der Prior des Sevitenklosters, Pater Silvius Evarelli, mit einer Taschenlampe auf einen Kontrollgang durch das Kloster. Ein Blitz hatte einige elektrische Leitungen aus der Mauer gerissen und auch die Telephonleitung beschädigt.


Einsatzkräfte am Kirchenvorplatz

Der Prior besichtigte den Schaden und begab sich gegen Mitternacht zu Bett. Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch niemand, dass einer der Blitze in den Kirchturm eingeschlagen hatte. Man vermutet, daß der Blitz in die Elektromotoren des Läutwerks im Glockenstuhl gefahren war. Es kam jedenfalls nicht gleich zu einem Brand, sondern Teile des Turmes dürften zu glosen begonnen haben.Schwarze Rauchsäule stieg aus dem Turm.

Drehleiter in Vorbereitung

Um 3.15 Uhr stand der im Kloster beschäftigte Landarbeiter Florian Heigl von seinem Bett auf, um seine Arbeit zu beginnen. Sein Blick fiel aus dem Fenster, und im Mondlicht sah er plötzlich aus dem Kirchturm eine schwarze Rauchsäule aufsteigen.

Drehleiter der FF St. Pölten

Der Mann alarmierte sofort den Prior, der sich sofort in sein Auto setzte und nach Geyersberg fuhr, um die Feuerwehr zu verständigen. Diese Autofahrt war notwendig, weil durch den Blitzschlag die Telephonverbindungen gestört waren.
Nur 4 Mann der Freiwilligen Feuerwehr Geyersberg konnten im Augenblick zusammentrommelt werden. Während einer zum nächsten intakten Telephon raste, um bei den Feuerwehren der Umgebung Alarm zu schlagen, fuhren die drei anderen mit ihrem Rüstwagen (er bestand aus einem Traktor mit Anhänger, auf dem sich die Wasserpumpe befand ) zu dem brennenden Kirchturm nach Maria-Langegg.

Verbranntes Gebälk im Glockenstuhl

In der Zwischenzeit hatten die Flammen schon das Kupferdach durchschlagen und loderten meterhoch in den Himmel. Das 300 Kilogramm schwere Turmkreuz neigte sich ganz langsam zur Seite und stürzte ab. Es verfing sich acht Meter tiefer in der Dachkonstruktion des Turmes.
An eine echte Brandbekämpfung war erst zu denken, als aus St. Pölten eine Drehleiter eingetroffen war. An ihr kletterten die Feuerwehrleute Gerhard Zahorsky, Josef Hofstätter und Peter Friedmann bis auf eine Höhe von etwa 40 Meter empor und richteten von hier aus das Hochdruckstrahlrohr auf den Flammenherd im Glockenstuhl.
Im Glockengerüst hingen insgesamt vier Glocken, von denen die schwerste 3000 Kilo wiegt. Die kleinste Glocke stürzte während der Löscharbeiten ein Stück ab, wurde aber durch die zweite Glocke aufgefangen.

Die Kremser Mannschaft mit Erwin Nowak ganz rechts

Die Löscharbeiten gingen nur sehr schleppend vor sich. Bald machte sich Wassermangel bemerkbar, so daß man eine Abfluß zu jenem Teich umleiten mußte, der am nächsten der Brandstelle lag. Auch der Druck in den Leitungen reichte nicht aus, weshalb zwei Pumpen dazwischen geschaltet werden mußten.Zum Glück gelang es, ein Übergreifen der Flammen auf das Kirchenschiff zu verhindern.

Die Löscharbeiten über die Drehleiter

In der Wallfahrtskirche befinden sich kostbare Kunstgegenstände und Gemälde von Josef Ritter von Mölk, die von unschätzbarem Wert sind. Der Sachschaden allerdings dürfte eine Million übersteigen.
Wie der Prior des Servitenklosters erklärte, hatte zwar das Läutwerk den vorgeschriebenen Blitzschutz in den Elektromotoren, der Kirchturm selbst aber war nicht mit dem erforderlichen Blitzableiter gesichert gewesen.
Die Wallfahrtskirche von Maria-Langegg wurde in den Jahren 1765 bis 1773 erbaut und erst, 1958 restauriert.
Bei dem Gewitter war übrigens ein Angehöriger des Bundesheeres durch einen Blitz an der Hüfte und am linken Ellbogen verletzt worden. Der Mann gehört zu einer Pioniereinheit, die in der Nähe des Klosters an einer Wasserleitung arbeitet, und stand zum Zeitpunkt des Blitzschlages an der Theke eines Lokals in der Nähe des Klosters.

Abgestürzte Glocke

Spendenaufruf

an die Bevölkerung durch den Bischof von St. Pölten herzlich segnend Franciskus Zak , Ihr dankschuldiger Prior und Pfarrer P. Silvius Ma. Evarelli.

Euer Wohlgeboren!
Wie Sie aus der Presse, Rundfunk und Fernsehen sicher erfahren haben, hat uns am 5. April d.J. eine Katastrophe heimgesucht: Ein Großbrand hat das Wahrzeichen des Dunkelsteinerwaldes, den 45 m hohen Turm von Maria Langegg, vernichtet und einen Schaden von rund 1 Million Schilling verursacht.
Durch die Versicherung ist leider nur ein Bruchteil dieser Summe gedeckt. Die Wallfahrtskirche Maria Langegg, wohl einzig in ihrer Pracht, hat nun ihr Haupt verloren, den Turm und die Glocken.
Ich möchte sofort mit dem Wiederaufbau beginnen und dazu benötige ich Ihre Mithilfe. Bitte, lassen Sie mich nicht allein in meiner Not. Maria möge es Ihnen reichlich vergelten!


Dankschreiben an die FF Mautern