Donnerstag, 15. Februar 2007
PHENOL
Kiefernholz und Kiefernnadeln enthalten geringe Mengen an Phenol. Es ist in den Pflanzenteilen jedoch nicht genuin enthalten, sondern ein Umwandlungsprodukt (Dehydrierung, Spaltung) hydroaromatischer Verbindungen. Im Steinkohlenteer findet man Phenol als Zersetzungsprodukt sauerstoffhaltiger fossiler Pflanzenstoffe mit einem Gehalt von ca. 0,5%. Das bei der fraktionierten Destillation des Steinkohlenteers zwischen 170 und 240 °C übergehende "Mittelöl" wird auch als Carbolöl bezeichnet und enthält besonders viel Phenol. Interessant ist das Vorkommen im Harn von Pflanzenfressern in Form des Sulfats.
Was ist Phenol?
Bei der Substanz handelt es sich um ätzende, farblose Kristalle, Kristallnadeln oder eine weiße Kristallmasse, die sich bei Lagerung an Licht und Luft rötlich verfärben und bei Feuchtigkeitszutritt zerfließen. Bereits ein geringer Feuchtigkeitsgehalt vermag den Schmelzpunkt erheblich herabzusetzen. Phenol mit über 6% Wassergehalt ist schon bei Raumtemperatur flüssig. Es löst sich sehr leicht in Ethanol, Chloroform, Ether, Glycerol und mischt sich mit fetten Ölen.
Auch die Benetzung kleiner Flächen(Hand/Arm) kann zum Tod führen!
Die Aufnahme in den Körper über die Haut, durch das Einatmen der Dämpfe oder über den Verdauungstrakt führt zur Atemlähmung und zum Herzstillstand. Chronische Langzeitvergiftungen in Form von Nierenschäden sind ebenfalls bekannt.
Eines der ersten synthetisch hergestellten Kunstharzprodukte ist Bakelit, ein Polymer aus Phenol und Formaldehyd.
Im Konzentrationslager Auschwitz wurden Insassen der Krankenstation oftmals durch Phenolinjektionen getötet.
Duftcharakteristik / odor profile
charakteristisch phenolisch, durchdringend, medizinisch
Summenformel/Linienformel: C6H6O / C6H5OH
Strukturformel:
Schmelzpunkt: 38-42 °C
Siedepunkt: 181 °C
Erstarrungspunkt: 39-41 °C
Explosionsgrenze 1,7 bis 8,6 Vol.%
Zündtemperatur: 605°C
Dichte (25 °C): 1,071 g/cm³
Brechungsindex: 1,5425
pH-Wert (in Wasser): ca. 6
Wassergefährdungsklasse 2 (wassergefährdende Stoffe)
MAK-Wert: 19 mg/m³
gasdichter Schutzanzug (Schutzstufe III)
Dekontaminationsplatzpersonal mit Atemluftfilter ABEK – P
mindestens Schutzstufe II
Vorsicht bei Hautkontakt
Sofort kontaminierte Bekleidung entfernen, mit Polyethylenglykol/Ethanolgemisch dekontaminieren, mit viel Wasser spülen.
Dekontaminierte Person dem Arzt übergeben und diesen über den Stoff informieren.
Verhalten bei Entstehungsbränden
Entstehungsbrände wenn möglich löschen. Geeignet Löschmittel sind
CO2, Pulver oder Wasser Sprühstrahl (Vorsicht! - kontaminiertes Löschwasser)
Organisatorische Maßnahmen: Substanzkontakt vermeiden.
Hautkontakt: Benetzte Kleidung sofort entfernen, Abspülen mit PEG 400+Ethanol (alternativ PEG 300), dann min. 15 min mit Wasser spülen
Augenkontakt: Min. 15 min mit Wasser bei gut geöffnetem Lidspalt spülen, Augenarzt.
Einatmen: Für Frischluftzufuhr sorgen. Körperruhe, vor Wärmeverlust schützen.
Verschlucken: Mund ausspülen, viel Wasser trinken lassen.
Hinweise für Sanitäter und Arzt: Bei Einatmen von Dämpfen: frühestmöglich Auxiloson-Spray
Herstellung von Phenol
In ein Reagenzglas gibt man Salicylsäure setzt ein Stopfen mit Winkelrohr drauf. Das Winkelrohr taucht in ein Gefäß, das mit Kalkwasser (2g Ca(OH)2 in ca. 250ml dest. Wasser) gefüllt ist. Nun erhitzte man das Reagenzglas vorsichtig, so dass die Salicylsäure schmilzt und CO2-Blasen durch das Kalkwasser perlen, wobei sich das Kalkwasser trübt. Dabei ist darauf zu achten, dass die geschmolzene Salicylsäure niemals zu Sieden anfängt! Die Reaktion ist beendet, wenn keine CO2 mehr entsteht. Beim Abkühlen sieht man, wie sich feine nadelförmige Phenol-Kristalle an der Wand des Reagenzglases bilden. Nun löst man das Phenol mit ein wenig Ethanol aus dem Reagenzglas heraus (falls nötig ein bisschen erwärmen) und gibt die Lösung zum Verdampfen des Ethanols in eine Kristallisierschale. Nach kurzer Zeit ist der Ethanol verdampft und man hat Phenol.
Bestmögliches Desinfektionsmittel
Eigenschaften: PEG 400 ist eine farblose, geruchlose, klare Substanz, die gut in Alkoholen, Azeton, Benzol, Chloroform, Essigester, Tetrachlorkohlenstoff und Wasser löslich ist. Die Farbe kann bis in gelblich-bräunliche Töne übergehen. PEG 400 hat einen dezenten bitteren Geschmack.
Indikation: PEG 400 eignet sich vor allem zur Giftentfernung von der Haut. Vor allem schlecht wasserlösliche Chemikalien, wie Phenole und Kresole können gut und sicher abgespült werden. Auch bei der Einwirkung von Laugen, Lösungsmitteln und Säuren ist PEG 400 gut geeignet die Substanzen sicher abzuspülen. Im Anschluss sind die betroffenen Körperregionen mit Wasser abzuspülen.
Die Zugabe bei einer Magenspülung wird hier nicht dargestellt, da die Magenspülung nicht mehr zur präklinischen Versorgung zählt.
Nebenwirkungen: Es sind keine Vergiftungen beim Menschen bekannt. Im Tierversuch zeigten sich Intoxikationen erst bei einer sehr hohen oralen Gabe. PEG 400 wird im Gastrointestinaltrakt resorbiert und über den Urin ausgeschieden.
Das klare dünnflüssige Polyglykol 400 (PEG 400) eignet sich für viele Anwendungen als Lösungsvermittler oder als nich verdunstete wasserähnliche Flüssigkeit. PEG 400 löst ganz hervorragend viele Farbstoffe. Mit PEG 400 können Giftstoffe wie Phenol aus der menschlichen Haut wieder herausgelöst werden.
Handelsnamen: Roticlean, PEG-400
Wirkung / Spektrum: Haut-Dekontaminierung
Indikationen: Hautkontakt mit fettlöslichen Giften
Dosierung: Betroffenes Hautareal mit getränktem Lappen abwischen, mit Wasser nachspülen
Autor:
Thomas Docekal, Oberbrandinspektor
Kommandant der Betriebsfeuerwehr des Dynea Industriepark Krems
Mitglied Arbeitsausschuss Schadstoffe & Körperschutz
Mitglied im Schadstoff - Beratungsdienst
Bezirkssachbearbeiter Schadstoff im Bezirk Krems
Abschnittssachbearbeiter Vorbeugender Brandschutz im Abschnitt Krems-Stadt
Sachbearbeiter Schadstoff der Freiwilligen Feuerwehr Krems an der Donau