Wie bereits aus dem einen oder anderen Einsatz- bzw. Übungsbericht hervorgeht, führte die Feuerwehr Krems einen Schlauchtest durch. Getestet wurde gegenüber den herkömmlich im Feuerwehrdienst verwendeten C-Schlauch mit 52 mm Durchmesser (kurz: C52) ein C-Schlauch mit einem Durchmesser von "nur" 42 mm (kurz: C42):
Warum C42 und nicht wie seit "ewigen" Zeiten C52?
Die Frage die sich wohl jedem aufdrängt: warum will man ein bestehendes und funktionierendes Gerät durch ein "neues", vermeintlich "unbekanntes" ersetzen? Diese lässt sich ganz einfach mit einer Vielzahl von Vorteilen begründen:
- C42 ermöglichen im Vergleich zu C52 ein wesentlich leichteres "dynamisches" Arbeiten mit dem Hohlstrahlrohr im Innenangriff (häufige Strahlrichtungswechsel - links/rechts, oben/unten) und führen damit zu einer erheblichen Entlastung der Atemschutzgeräteträger im Einsatz, und minimieren den Wasserverbrauch und somit auch den dadurch entstehenden Wasserschaden.
- C42 weisen im Vergleich zu C52, bedingt durch den verkleinerten Innendurchmesser einen wesentlich geringeren Krümmungsradius auf. Der Schlauch lässt sich damit wesentlich leichter biegen und um Kurven/Ecken legen (z.B.: Stiegenhaus).
- Der dünnere Schlauch beinhaltet weniger Wasser, was die gefüllte Schlauchleitung leichter macht, und somit auch den eingesetzten Feuerwehrkräften zu Gute kommt (Vergleich: 15 m C42 gefüllt = 20,78 kg, 15 m C52 gefüllt = 31,85 kg).
Wo ist der Haken an der Geschichte? Nachteile:
Neben den oben beschriebenen Vorteilen, sollten die dem C42 zugeschriebenen Nachteile untersucht und bestätigt bzw. widerlegt werden.
- C42 der neue "Hype"?
Nein, es gibt eine Vielzahl an Freiwilligen Feuerwehren und Berufsfeuerwehren die seit vielen Jahren ausschließlich auf C42 vertrauen und damit keinerlei Probleme haben. (Beispiele aus Österreich: BF Wien, Landesfeuerwehrschule Burgenland, ...)
- C42 und C52 sind nicht gemeinsam in einer Schlauchleitung einsetzbar?
Einen C-Schlauch definiert nicht unbedingt sein Innendurchmesser, sondern die Größe seiner Kupplung. Sowohl C42 wie C52 verwenden das selbe Kupplungssystem und sind somit in beliebiger Mischform in der selben Leitung verwendbar. (Die Sinnhaftigkeit einer Mischform, sei dahingestellt...)
- C42 hat einen viel zu hohen Druckverlust, am Rohr hat man nur unzureichend Wasser zur Verfügung.
Stimmt teilweise: C42 hat einen höheren Reibungsverlust innerhalb der Schlauchleitung, und damit einen größeren Druckverlust. Dieser ist jedoch sowohl von der Länge der Schlauchleitung, als auch dem Durchfluss abhängig. So beträgt der Druckverlust bei einem Durchfluss von 200 Liter je Minute auf 100 m Schlauchleitung bei C42 ~ 2 bar und bei C52 ~ 0.6 bar. Im Regeleinsatz (C-Mehrzweckstrahlrohr mit max 200 Liter/min. bzw. Hohlstrahlrohr mit max. 235 Liter/min) stellt der Druckverlust daher eine vernachlässigbare Größe dar.
Bei hohen Durchflüssen, wie Schaumausrüstung M4 mit 400 Liter/min bzw. der Verwendung eines Hydroschildes mit 800 Liter/min (!!!) stellt sich die Situation anders dar: siehe Praxistests weiter unten in diesem Bericht.
- Den neuen Schlauch kennen unsere Leute nicht, den kann keiner bedienen...
Das Kupplungssystem, wie auch die Kupplung selbst bleiben unverändert, somit bleibt auch die Verwendbarkeit gleich. Ein Schlauch ist Teil der Grundausbildung und bedarf keiner Bedienungsanleitung.
Nachdem die Praxistauglichkeit im Einsatz- und Übungsdienst bereits mehrfach unter Beweis gestellt wurde, sollten noch 3 weitere Tests durchgeführt werden.
Es wurden zwei Testreihen unternommen:
- am Areal der Freiwilligen Feuerwehr Krems
- am Areal des Businessparks Dynea Austria GmbH, inkl. einer exakten Durchflussermittlung
Hinweis: sämtliche Vergleichsfotos am Areal der Freiwilligen Feuerwehr Krems entstanden von derselben Kameraposition.
Test 1: Schaumerzeugung mit Mittelschaumrohr M4
Als erster Test wurde der Versuch gestartet mit einem Mittelschaumrohr M4 (400 Liter pro Minute) Schaum zu erzeugen. Auf Anfrage bei der Firma AWG (Hersteller von Feuerlöscharmaturen) wurde uns mitgeteilt das dies kein Problem darstellt.
Versuchsaufbau: Tank 3 Krems, ein B-Schlauch gefolgt von einem Verteiler, 1 C42-Schlauch mit 30 m, Zumischer Z4, 1 C42-Schlauch mit 30 m (= 2 normale C-Längen) und Mittelschaumrohr M4
Testergebnis: Test war erfolgreich, Schaumerzeugung M4 funktioniert, wobei der Ausgangsdruck der Einbaupumpe bei Verwendung von C52 ca. 8,5 bar, und bei Verwendung von C42 ca. 10,5 bar betrug (Prüfdruck der Schläuche: 12 bar).
Test 2: Tauchpumpeneinsatz über eine Förderhöhe von 12 m
Als zweiter Test sollte versucht werden über eine Förderhöhe von 12 m mit einer C-Tauchpumpe Wasser zu fördern. Als Zeitlimit wurden 5 Minuten festgesetzt. Danach wurde verglichen wieviel Wasser sich noch in der 200 Liter Tonne befindet (Areal der Feuerwehr) bzw. welche Durchflussmenge pro Minute erzielt werden konnte (Areal Dynea Austria).
Versuchsaufbau: 200 Liter Tonne mit Wasser bzw. Brunnen, Tauchpumpe mit C-Kupplung, C42- bzw. C52-Schlauch, Förderhöhe ca. 12 m bzw. 6 m.
Testergebnis: Test war in beiden Fällen erfolgreich, wenn gleichsam die Fördermenge in beiden Fällen derart zu wünschen übrig lässt, dass bei solch hohen Förderhöhen an eine sinnvolle Verwendung im Einsatz nicht zu denken ist. Bedingt durch den extrem geringen Druck am Ende der Schlauchleitung reicht selbst ein kleiner Knick um das Messergebnis sehr zu verfälschen.
Durchflussergebnisse bei 6 m Förderhöhe: C52 = 190 l/min, C42 = 60 l/min
Test 3: Einsatz von Hydroschild
Es soll bewiesen werden, dass selbst das Hydroschild (extremster Wasserverbraucher mit C-Kupplung, 800 Liter pro Minute) mit C42 betrieben werden kann.
Versuchsaufbau: Tank 3 Krems, 1 B-Schlauch, Verteiler, 1 C42-Schlauch, Hydroschild.
Testergebnis: Der Test wurde mit C42 und C52 durchgeführt um vergleichbare Ergebnisse zu erhalten. C52 erreicht einen geringfügig breiteren Wasserschild. Durchflussergebnisse: C52 = 750 l/min, C42 = 500 l/min.
Test 4: Wurfweitenvergleich Hohlstrahlrohr vs. Mehrzweckstrahlrohr bzw. Mischung verschiedener Rohre an einem Verteiler:
Vierter und letzter Test war ein Wurfweitenvergleich zwischen Hohlstrahlrohr und C-Mehrzweckstrahlrohr mit Mundstück.
Versuchsaufbau: Tank 3 Krems, 1 B-Schlauch, 1 Verteiler als Basis für mobilen Wasserwerfer, Stützkrümmer, Übergangsstück B-C und C-Strahlrohr mit Mundstück bzw. Hohlstrahlrohr, bzw. M4-Schaumrohr auf C42 und C-Mehrzweckstrahlrohr auf C52.
Testergebnis: Wie zu erwarten war, ist die Wurfweite eines Mehrzweckstrahlrohres weiter, die Differenz von ein paar Metern ist jedoch nicht einsatzrelevant, da die Wurfweite von 9 bzw. 12 m und die Deckungsbreite von 15 Metern in beiden Fällen gegeben ist. Ähnliche Ergebnisse wurden bei einem Vergleich Hohlstrahlrohr mit voller Literleistung vs. C-Mehrzweckstrahlrohr ohne Mundstück erreicht.
Mit Entscheidung der Zugskommandanten der Hauptwache sowie dem Feuerwachekommando Hauptwache wurde am 19. Februar eine erste Umstellung auf C42 mit herkömmlicher Storzkupplung mit Drahteinbindung in der Hauptwache der Freiwilligen Feuerwehr Krems beschlossen.
In den nächsten Tagen werden das Zeugmeisterteam sowie das Kommando der Hauptwache ein Konzept zur Umrüstung der Wache erarbeiten (C52 wird derzeit weiterhin benötigt für: Feuerwachen, Wettkampfgruppe, C-Tauchpumpe), und in weiterer Folge die Bestellung durchführen.
Details am Rande: der aktuelle Zeitpunkt für die Umstellung wurde deshalb gewählt, da min. 70 Stk. C-Schläuche als Ersatz zu beschaffen wären. Das auf den Testschläuchen der Freiwilligen Feuerwehr Krems getestete konische Storzkupplungssystem (100% mit dem bestehenden Kupplungssystem kombinierbar, jedoch ist die Gefahr des "hängenbleibens" an Stufenkanten geringer) konnte sich vorerst nicht durchsetzen. Gründe hierfür liegen bei festgestellten, und auch von anderen Stellen bestätigten Problemen hinsichtlich Beständigkeit, sowie den nicht unerheblich höheren Anschaffungskosten.
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