von Christoph GruberZuletzt am Sonntag, 21. August 2022 geändert.
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In den vergangenen Wochen kam es im Département Gironde in der Region Nouvelle-Aquitaine nahe der Stadt Bordeaux zu verheerenden Waldbränden. 6.000 Hektar Wald standen in Flammen und 6.000 Bewohner mussten ihre Heimat verlassen. Feuerwehrkräfte aus dem ganzen Land standen bereits seit mehreren Wochen im Einsatz und erstmals forderte Frankreich zur Brandbekämpfung Unterstützung aus dem Ausland an.
Für solche Fälle gibt es den EU-Zivilschutz-Mechanismus, über welchen länderübergreifende Hilfe angefordert werden kann. In diesem Fall wurde eine Einheit des Ground forest fire fighting using vehicles (GFFF-V) angefordert.
Mit der Anforderung ging auch der Kremser Feuerwehr Kommandant-Stellvertreter Andreas Herndler in den Einsatz. In seiner Tätigkeit als „Teamleader“ im EU-Zivilschutz-Mechanismus war er anfangs ein wichtiger Teil der Organisation des Einsatzes im Landesführungsstab und ebenso übernahm er die Führung der niederösterreichischen Kräfte im Ausland.
Innerhalb weniger Stunden war die Verlegung von 76 Einsatzkräften und zwölf Fahrzeugen in den 1.800 km entfernten Einsatzort organisiert.
Mit der Anforderung der verschiedenen Kräfte am 10. August 2022 starteten umfangreiche Vorbereitungsmaßnahmen.
Für die Feuerwehr Krems galt es einerseits, Personal für den Transport und technischen Betriebs des FUCO, dem Führungsunterstützungscontainer, zu organisieren, andererseits bereiteten sich die Mitglieder des Sonderdienstes „Flur- und Waldbrandbekämpfung“ auf den Einsatz vor.
Rasch fanden sich fünf Einsatzkräfte der Feuerwehr Krems für den geplanten einwöchigen Einsatz.
Andreas Herndler wurde vom Landesfeuerwehrverband als Teamleader für diesen Einsatz vorgesehen, Florentin Baumgartner und Christoph Gruber waren als Mitglieder des Sonderdienstes direkt für die Brandbekämpfung vorgesehen und Peter Krenos und Alexander Zsivkovits planten ihren Einsatz mit FUCO.
Als erstes rückte Florentin Baumgartner bereits in den Abendstunden des 11. August 2022 ab. Er überstellte das bei der Feuerwehr Höbenbach stationiert Versorgungsfahrzeug mit Löschaufbau nach Frankreich.
Christoph Gruber und Andreas Herndler folgten am 12. August mit der weiteren Mannschaft direkt per Flugzeug.
Der eingeplante Führungsunterstützungscontainer wurde noch vor der Abfahrt von der Einsatzplanung storniert.
Nachdem in der Nacht auf den 13. August alle 76 niederösterreichischen Einsatzkräfte im Camp nahe des Ortes Hostens eingetroffen waren, starteten die Spezialisten mit ihrem operativen Einsatz.
Aufgeteilt auf zwei Schichten waren die Brandbekämpfer mit vier Hilfeleistungsfahrzeugen "Waldbrand" sowie vier Versorgungsfahrzeugen "Waldbrand" eingesetzt. Glücklicherweise konnten die Brände bereits niedergeschlagen werden. Doch entlang vieler Siedlungsgebiete und einiger Stromversorgungsanlagen bestand die Gefahr, dass sich neue Brände entwickelten.
Es folgte die anstrengendste Arbeit bei der Waldbrandbekämpfung: Nachlöscharbeiten mit Bodenbearbeitung. Vor allem bei sehr lange andauernden Bränden breiten sich diese in das Wurzelwerk aus und können so noch monatelang weiter brennen. Hierfür muss jedes Glutnest ausgegraben und nachgelöscht werden. Neben den Nachlöscharbeiten kam es immer wieder zu Bränden in den Arbeitsbereichen, die aber rasch gelöscht werden konnten, ehe es zu gefährlichen Situationen kommen konnte.
Die aus Niederösterreich herbeigeführten Löschfahrzeuge konnten hier ihre ganzen Stärken ausspielen. Gepaart mit dem Innovationsgeist und dem Arbeitswillen der Waldbrandspezialisten wurde so beste Ergebnisse erzielt.
Rasch zeigte sich ein toller Austausch zwischen den Einsatzkräften der unterschiedlichsten Nationen. Während für die Niederösterreicher ein Brand in diesem Ausmaß unbekannt war, waren die Franzosen von der gründlichen Arbeitsweise begeistert. Viele der verwendeten Geräte zur Bodenbearbeitung werden auch in Frankreich nicht angewendet.
Der teilweise einsetzende Regen konnte die Lage ebenfalls etwas entspannen, weshalb nach vier Einsatztagen von der französischen Einsatzleitung entschieden wurde, dass die internationalen Kräfte ihren Einsatz beenden können.
Mit 17. August konnte somit die Rückverlegung begonnen werden. Wieder konnte ein Teil der Mannschaft mit dem Flugzeug nach Hause verlegt werden.
Florentin Baumgartner und Christoph Gruber waren Teil des Fahrzeugkonvois und brachten das Höbenbacher Fahrzeug zurück in die Heimat.
Nach zweitägiger Reise konnten am 18. August kurz nach 22.00 Uhr die letzten Kremser Einsatzkräfte einrücken und diesen besonderen Einsatz beenden.
Resümierend waren sich alle Einsatzkräfte einig: Es war ein wunderbares Gefühl, der Bevölkerung hier helfen zu können und Teil dieses einmaligen Teams vieler EU-Staaten zu sein.
Neben der Möglichkeit sich fachlich am Sektor der Waldbrandbekämpfung extrem weiterzubilden, hinterließ der Dank der Bevölkerung einen ewigen Eindruck: Regelmäßig übergaben Kinder den Einsatzkräften Zeichnungen, in den Ortschaften hingen unzählige Dankesplakate, Applaus durch die Bevölkerung, wo auch immer diese vorbei fuhren. An der Autobahn erhielt der Konvoi Hupkonzerte, Dankeszeichen mit Warnblinkanlagen und genauso viele Zeichen des ehrlichen Dankes.